Mein Erasmus-Semester in Budapest

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Als ich mich damals für mein Erasmussemester in Budapest beworben habe, hatte ich ehrlich gesagt keine Ahnung, was für ein Abenteuer auf mich zukommen würde. Natürlich habe ich mich wahnsinnig über meine Zusage gefreut, war aber auch ein wenig skeptisch und echt nervös. Ein halbes Jahr alleine im Ausland leben, an einer neuen Universität studieren, internationale Beziehungen knüpfen und neue Menschen kennenlernen. All das habe ich mir tausende Male vorgestellt und doch muss man diese Erfahrung persönlich machen, um wirklich zu wissen, wie es sich anfühlt.

Budapest habe ich vor zwei Jahren schon mal auf einem Städtetrip kennengelernt, hatte damals aber leider viel zu wenig Zeit, um wirklich in die Fülle der Stadt abzutauchen und was anderes zu sehen, als die wichtigsten Touri Hotspots… Da mir die Stadt aber damals schon total gut gefallen hat, stand für mich bei der Auswahl meiner Wunschstädte schnell fest, dass es Budapest werden soll. Als ich dann in Budapest ankam, war ich einfach nur überwältigt von der Größe und der Vielfalt der Stadt. Budapest entstand 1873 durch die Zusammenlegung der zuvor selbstständigen Städte Buda und Óbuda, die beide westlich der Donau liegen, sowie Pest, östlich der Donau. Heutzutage unterscheidet man nur noch Buda und Pest voneinander, sowie die Unterteilung der Stadt in 23 Distrikte. In den Distrikten 5-10 auf der Pestseite spielt sich das wesentliche Leben ab, weswegen ich in diesem Bereich auch immer nach Wohnungen suchen würde. Ich habe meine Wohnung 2 Monate im Voraus über WG gesucht gefunden und mich sehr schnell dafür entschieden! Sie lag in Distrikt 9, nur 5 Minuten Fußweg von der Donau entfernt, was für mich die perfekte Lage war, da man so nicht direkt im Stadtzentrum wohnte. Das habe ich generell sehr an Budapest geschätzt und vorallem vorher gar nicht erwartet: Es gibt in der Stadt zahlreiche kleine Parks und Grünanlagen verteilt, in denen man immer wieder etwas Schatten und Ruhe tanken konnte, wenn einem der Lärm und das Großstadtchaos zu viel wurden. Außerdem bietet der große Citypark am Rand der Stadt, sowie die Magareteninsel einen Rückzugsort sowie ein Riesenangebot an Spielplätzen und Sportaktivitäten, die wir grade im Sommer echt ausgenutzt haben! Die Anbindungen sind in Budapest überall super ausgebaut, es gibt 4 große Metrolinien, mehrere Straßenbahnlinien und zahlreiche Busse, die bis in die Nacht reinfahren, sodass man immer sicher nach Hause kommt.

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Der Kontakt zu meiner Gastuniversität, der Semmelweis, war super unkompliziert und sehr angenehm! Schon im Voraus hat man mit dem Erasmus Office über Email Kontakt gehabt und immer sehr schnelle Antworten erhalten, wodurch ich mich gut aufgehoben gefühlt habe. Direkt am ersten Tag nach meiner Ankunft hatte ich meinen Anmeldungstermin, bei dem ich mein Learning agreement anpassen und Kurse ändern beziehungsweise neu wählen konnte. Da die meisten englischen Kurse bereits voll waren, habe ich mich dann auch in einige deutsche Kurse einschreiben lassen. Das hat zwar nicht ganz in die Vorstellung meiner internationalen Auslandserfahrung gepasst, allerdings war es mir auch wichtig, mir einige Kurse in Deutschland anrechnen zu lassen und nicht einfach beliebige Fächer zu wählen. Im Endeffekt war ich mit meinem Stundenplan super zufrieden, sodass ich eine gute Mischung aus Studium und Freizeit hatte. Es gibt in Budapest nicht nur ein Uniklinikum, an dem alles stattfindet und unterrichtet wird. Die einzelnen Fachkliniken sind über die ganze Stadt verteilt, teilweise musste ich sogar mit dem Bus eine Stunde über die Budaseite fahren, um zu einem Praktikum zu kommen, was etwas nervig war. Ansonsten hat mir die Lehre an der Semmelweis-Universität aber echt gut gefallen, die meisten Professoren sprechen sehr gut Englisch und Deutsch, der Kontakt zu den ungarischen Patienten war dafür leider nur mit Händen und Füßen oder über die Professoren möglich.

Die Fächer werden in Blöcken unterrichtet, das heißt 1-4 Wochen Theorie und Praxis, je nach Umfang des Faches, und dann am Ende auch direkt die abschließende mündliche Prüfung, die immer sehr machbar war. Im Gegensatz zu Deutschland fand ich es sehr angenehm, keine Klausurenphase am Ende zu haben, sondern ein Fach nach dem anderen abzuhaken und am Ende eher noch was vom Sommer zu haben! Das Leben in Budapest ist aufregend, farbenfroh, sehr lebendig und laut und manchmal etwas einschüchternd. Da ich vorher noch nie in so einer Großstadt gelebt habe, war ich am Anfang etwas überfordert von der Vielfalt der Aktivitäten, die es dort gibt: unzählige leckere Restaurants, tausende Cafés und vor allem Bars, in denen sich das Nachtleben abspielt. Gerade als Student hat man viele tolle Möglichkeiten, abends gut und günstig unterwegs zu sein und feiern zu gehen. Dafür empfiehlt sich besonders das jüdische Viertel, in dem wir uns auch überwiegend aufgehalten haben. Es ist der 7. Bezirk in Budapest und wird auch Elisabeth Stadt genannt, nach der österreichischen Kaiserin, die man vermutlich besser unter dem Namen Sissi kennt. Bis zum Holocaust war der Stadtteil fast überwiegend von Juden bewohnt, da sich hier auch die größte Synagoge Europas und die zweitgrößte der Welt befindet. Heutzutage lebt die Mehrheit der ungarischen Juden zwar in Budapest, ist aber eher über die Stadt verteilt. Ebenfalls tolle Ecken findet man im Palastviertel, in der Nähe des Parlaments und tatsächlich auch auf der Budaseite, die sonst nur für die drei großen Sehenswürdigkeiten Gellertberg, die Burg und die Fischerbastei bekannt ist. Das Erasmusleben in Budapest wird hauptsächlich von der großen Erasmus-Life-Budapest Organisation veranstaltet, bei der man sich am Anfang für 15€ eine Mitgliedskarte holen konnte, um vergünstigten Eintritt zu Parties und Events zu erhalten. Außerdem wurden in den ersten Wochen darüber auch eine Menge Walking Tours durch die Stadt und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten geführt, die super waren, um Leute kennenzulernen und sich ein wenig in der Stadt zurecht zu finden! Langweilig wird einem in Budapest auf jeden Fall nie! Darüber hinaus habe ich Ungarn als Land echt unterschätzt, sobald man ein bisschen aus der Stadt rausfährt, gibt es tolle Landschaften und andere Städte, die auf jeden Fall einen Tagestrip wert sind! Wir waren zum Beispiel in Esztergom, der alten Hauptstadt Ungarns, Pécs, Szentendre und natürlich am Plattensee Balaton, dem bekanntesten Urlaubsgebiet, nicht nur für die Ungarn! Was ich außerdem von Herzen empfehlen kann, ist es einen Kurztrip in die umliegenden Länder Ungarns zu machen und die Nähe der östlichen Länder auszunutzen. Grade Slowenien, Tschechien, die Slowakei und auch Serbien lohnen sich, um mal etwas aus der Stadt rauszukommen, ans Meer zu fahren oder eine Wanderung zu machen!

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Das Wetter in Budapest war nicht mit dem Essener Wetter zu vergleichen, schon im April hatten wir über 20 Grad, sodass man tagsüber im T-Shirt rumlaufen und viele Ausflüge machen konnte! Im Juni wurde es in der Stadt sogar fast ein bisschen zu heiß, sodass man die zahlreichen Badespots an der Donau, sowie Freibäder auf der Magareteninsel gut ausnutzen konnte! Generell würde ich jedem empfehlen, im Sommersemester nach Budapest zu gehen! Zu sehen, wie die Stadt anfängt zu blühen und grün zu werden, wie die Menschen abends draußen auf den Straßen sitzen und die ganze Stadt immer mehr zum Leben erweckt, hat mein Herz jedes Mal höher schlagen lassen. Allem in allem kann ich sagen, dass ich mich immer wieder dafür entscheiden würde, ein Erasmussemester in Budapest zu machen! Ich habe so viele neue Erfahrungen gesammelt und tolle Menschen kennengelernte, dass ich mit einem lachenden und weinenden Auge nach Hause gefahren bin! Ich hoffe, dass es euch genauso gehen wird, viel Spaß und genießt es!

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